03.02.2024

Die HSBI-Modenschau: Haute Couture zu Wandel, Geschlechterklischees und mehr

Ein Model in einer roten Oversize-Jacke
Die traditionelle Modenschau des Fachbereichs Gestaltung der HSBI fand am 2. und 3. Februar wieder einmal in der Lampingstraße statt. © P. Pollmeier/HSBI
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„Meine Kollektion basiert auf der Annahme, dass wir uns durch soziale Kontakte zu unseren Mitmenschen emotional und mental weiterentwickeln“, erklärt Master-Absolventin Isabel Menke. © P. Pollmeier/HSBI
Eine Nahaufnahme eines rosafarbenen Pullovers auf dem Laufsteg
Als Bestandteil der Werkschau des Fachbereichs präsentierten die 21 Absolvent*innen ihre Abschlusskollektionen in zwei Schauen vor mehr als 400 Zuschauer*innen. © P. Pollmeier/HSBI
Models auf dem Laufsteg
Als Bestandteil der Werkschau des Fachbereichs präsentierten die 21 Absolvent*innen ihre Abschlusskollektionen in zwei Schauen vor mehr als 400 Zuschauer*innen. © P. Pollmeier/HSBI
Ein Model auf dem Laufsteg
Durch die Kollektionen machen die Absolventinnen und Absolventen ihre Haltung zu gesellschaftlichen Themen sichtbar. © P. Pollmeier/HSBI
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Die adaptive Bachelor-Kollektion „Point of Return“ von Isabel Niemann ist unter anderem vom Science-Fiction -Film „Interstellar“ inspiriert. © P. Pollmeier/HSBI
Ein Model auf dem Laufsteg.
Inmitten der Atmosphäre der gut besuchten Werkschau bereicherten die jeweils einstündigen Veranstaltungen der Modenschau das Programm. © P. Pollmeier/HSBI
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Die Arbeit SMART GUY PROTECTOR von Bachelor-Absolventin Fiona Gohrke beschreibt eine sich als männlich identifizierende Person aus Sicht des „Female Gaze“, dem weiblichen Blick auf die Welt. © P. Pollmeier/HSBI
Portraitfoto von Ronja Hempel neben ihrer Kollektion
Master-Absolventin Ronja Hempel beschäftigt sich in ihrer Kollektion „Disorder“ mit der Unordnung und Ungleichheit einer geordneten Struktur. © P. Pollmeier/HSBI
Models auf dem Laufsteg
Die traditionelle Modenschau des Fachbereichs Gestaltung der HSBI fand am 2. und 3. Februar wieder einmal in der Lampingstraße statt. © P. Pollmeier/HSBI

Modestudierende der HSBI präsentieren am Wochenende ihre Abschlusskollektionen in den Räumen des Fachbereichs Gestaltung in der Lampingstraße in Bielefeld. Die Absolventinnen und Absolventen setzten sich dabei mit gesellschaftlichen Fragen wie Geschlechterklischees und Gesellschaftsstrukturen auseinander.

Bielefeld (hsbi). Mode da präsentiert, wo sie entstanden ist: Die traditionelle Modenschau des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Bielefeld (HSBI) fand am 2. und 3. Februar wieder einmal in der Lampingstraße statt. Als Bestandteil der Werkschau des Fachbereichs präsentierten die 21 Absolventinnen und Absolventen des Wintersemesters 2023/24 und des Sommersemesters 2023 ihre Abschlusskollektionen in zwei Schauen vor mehr als 400 Zuschauerinnen und Zuschauern. Durch die Kollektionen machen die Absolventinnen und Absolventen ihre Haltung zu gesellschaftlichen Themen sichtbar: Die Arbeiten hinterfragen Geschlechterklischees, setzen sich mit Schutzbedürfnissen in Krisenzeiten auseinander und beschäftigen sich mit dem Ausbrechen aus gesellschaftlichen Strukturen.

„Es ist wichtig, Mode haptisch erleben zu können“

Die Modenschau 2024 ist ein gemeinsames Projekt der Studienrichtung Mode. Alle Lehrenden und Mitarbeitenden haben dazu beigetragen. Maßgebliche Arbeit hinsichtlich der Entwicklung und Organisation der Schau hat Rebecca Heine, Fachlehrerin für Modetechnik am Fachbereich Gestaltung, geleistet: „Es ist uns ein Anliegen, Mode am Ort ihrer Entstehung zu zeigen und mit der Modenschau als Ausstellungsform während der Werkschau einen Dialog zwischen Mensch und Kleidung über die Inszenierung der Kollektionen am Körper zu ermöglichen. Es ist wichtig, dass die Modenschau den Rahmen dafür bietet, Mode in Bewegung zu präsentieren.“

Drei Bilder von Models auf dem Laufsteg
Durch die Kollektionen machen die Absolventinnen und Absolventen ihre Haltung zu gesellschaftlichen Themen sichtbar.

„Point of Return“ von Isabel Niemann

Bachelor-Absolventin Isabel Niemann fand Inspiration für ihre Kollektion im Science-Fiction -Film „Interstellar“. Ihre futuristisch anmutende Kollektion besteht aus Workwear, also Berufskleidung, die ihre Tragenden schützt, sowie aus an Kleidungsstücken, die an sogenannte „Spacesuits“ angelehnt sind, die Astronauten ein Überleben in einer nicht lebensfähigen Umwelt ermöglichen. Denn: Die Absolventin geht davon aus, dass wir in einer Welt voller Veränderungen nicht nur unser Handeln, sondern auch unsere Kleidung an neue Herausforderungen anpassen müssen. Niemanns Kleidungsstücke, die zum Großteil aus Naturfasern wie Baumwoll-Leinen-Canvas bestehen, sollen beim Betrachten ganz bewusst an Rettungs- oder Tarierwesten erinnern, die aus dem Wassersport bekannt sind. „Diese Zitate der Schutzaspekte sollen den Tragenden das Gefühl vermitteln, für Herausforderungen gewappnet zu sein“, erklärt die Absolventin.

Niemann, die bereits in einem Kooperationsprojekt rollstuhlgerechte Kleidungsstücke für die Wheel-Soccer-Mannschaft von Arminia Bielefeld konzipierte, setzte auch bei ihrer Abschlusskollektion auf adaptive Mode: „Die Kleidung, die ich rollstuhlgerecht und unter Einbezug eines Exoskeletts entwickelt habe, kann auch von Fußgängern getragen werden und erweitert daher den Kreis der Menschen, die mit der Kollektion angesprochen werden.

Disorder von Ronja Hempel

Zwei Models auf dem Laufsteg. Sie tragen weitgeschnittene graue und helle Kleidung
Disorder von Master-Absolventin Ronja Hempel.

Master-Absolventin Ronja Hempel beschäftigt sich in ihrer Kollektion „Disorder“ mit der Unordnung und Ungleichheit einer geordneten Struktur. „Das Maß der Unordnung kann nicht an einem Punkt bemessen werden, sondern nur an der Differenz zu einem anderen Zustand“, erläutert Ronja Hempel. „Ich beschäftigte mich unter anderem mit den Fragen, welche Elemente ein System aufrechterhalten. Gibt es überhaupt Unordnung oder ist es nur eine neue Form des Systems? Daher zeigt meine Kollektion den Prozess von Ordnung zu Unordnung in einem System auf.“

Verdeutlicht wird diese Prozesshaftigkeit durch die Auswahl der Farben, die innerhalb der Kollektion von Weiß über unterschiedliche Grautöne bis hin zu Schwarz wandeln. Nicht nur die Farbe, sondern auch die Faltungen der Kleidungsstücke steigern sich im Laufe der Kollektion und erzeugen so einen dramatischen Eindruck. Organischen Drapierungen und moderne Formen treffen auf sportliche Kleidungsstücke, die von einem historischen Tennislook inspiriert sind.

SMART GUY PROTECTOR von Fiona Gohrke

Die Arbeit SMART GUY PROTECTOR von Bachelor-Absolventin Fiona Gohrke beschreibt eine sich als männlich identifizierende Person aus Sicht des „Female Gaze“, dem weiblichen Blick auf die Welt. In der Kollektion werden Geschlechterklischees und zugehörige Schönheitsideale hinterfragt und aufgebrochen. Dabei dekonstruiert Fiona Gohrke das Gerüst der vermeintlichen Männlichkeit, die weitgeschnittenen Kleidungsstücke werden durch unscheinbare, „feminine“ Details abgerundet. Gohrke: „Damit werden traditionell maskuline Kleidungscodes subtil umgangen, sodass die Betrachtenden verschiedenen Anekdoten zur Weiblichkeit suchen können, die erst auf den zweiten Blick auffindbar sind.“

0010 von Isabel Menke

Ein Model auf dem Laufsteg
„0010“ von Master-Absolventin Isabel Menke.

Von hellen Pastellfarben bis zu kontrastreichem Schwarz und Rot kommt die Kollektion „0010“ von Master-Absolventin Isabel Menke daher. „Meine Kollektion basiert auf der Annahme, dass wir uns durch soziale Kontakte zu unseren Mitmenschen emotional und mental weiterentwickeln“, erklärt Menke. „Die einzelnen Entwürfe bestehen aus je zwei Archetypen, die einander ergänzen und beeinflussen, sodass eine neue Form entsteht. Auf diese Weise wird der Prozess der Veränderung und Wechselwirkung verdeutlicht.“

Modenschau-Format soll flexibel bleiben

Inmitten der Atmosphäre der gut besuchten Werkschau bereicherten die jeweils einstündigen Veranstaltungen der Modenschau das Programm. In den weiteren Räumen in der Lampingstraße konnten die Besucherinnen und Besucher die Abschlussarbeiten der Studienrichtungen Digital Media an Experiment, Fotografie und Bildmedien sowie Kommunikationsdesign besuchen und mit den Absolventinnen und Absolventen ins Gespräch kommen.

In den vergangenen zwei Jahren fand die Modenschau in den Sommermonaten als „Tour de la Mode“ quer durch die Bielefelder Innenstadt statt. Auch aufgrund der Vielzahl der Abschlusskollektion entschied sich das Mode-Team des Fachbereichs nun aber für die Lampingstraße als Austragungsort. Allerdings soll das Veranstaltungsformat der „Open-Air-Modenschau“ erhalten bleiben, um Mode auch künftig im Kontext von Straßen- und Alltagssituationen im öffentlichen Raum zu präsentieren und den Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Arbeiten einem breiten Publikum vorzustellen. (she)